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Nachruf Hans
#1

1978/1979 kreuzten sich die Wege von Hans und mir in Hinterholzhausen zum ersten Mal. Hans kam gerade von der Hochries, wo er bei Fritz Kurz das Drachenfliegen gelernt hatte. Damals war das Drachenfliegen noch Abenteuer pur und wir kamen uns vor wie Pioniere der Luftfahrt. Unser Verein, der DFC Albatros Wartenberg, war ein bunter Haufen uriger Typen, wie man sie heute nur noch sehr selten findet.

Dort fühlte sich Hans wohl. Hinterholzhausen wurde zu seiner zweiten Heimat. Bei Wind und Wetter war er am dortigen Übungshang anzutreffen und nach der schweißtreibenden Fliegerei kamen die Geselligkeit und das Fliegerlatein beim Dorfwirt nicht zu kurz.

Als die Hausberge des nördlichen Alpenrandes abgegrast waren und zu niedrig wurden, bot sich die Plose bei Brixen für längere Flüge an. Damals war Thermikfliegen noch ein Fremdwort und Flüge in der Mittagszeit waren tabu. In dieser Zeit entdeckte er seine Leidenschaft für Südtirol.

Der Flugvirus hatte ihn unheilbar befallen und Hans war immer mit dabei, wenn es galt, die Fliegerei mehr und mehr auszureizen - sei es beim Rampenbau, bei der Konstruktion der Mistgreifer-Abspulwinde, beim Nachbau der Großklauswinde (die heute noch an der Müritz in Betrieb ist), beim Aufstellen der Maibäume in Holzhausen und bei der Suche nach geeigneten Schleppgeländen. Als uns MUCII verdrängte, war es Hans, der maßgeblich an der Erschließung von Walchzell und Steinbach beteiligt war. Er hatte auch einen der ersten Motordrachen und fast immer das aktuellste Drachenmodell.

Die Fliegerei war seine große Leidenschaft und der Himmel der Ort, wo er zur Ruhe kam. Ihn plagten nämlich seit der Jugendzeit zunehmend Depressionen. Er ließ sich das nicht anmerken und machte kein großes Aufheben daraus. Viele ahnten nichts davon und nicht alle, die es wussten, nahmen es ernst genug. Er bat nie direkt um Beistand, nahm aber jegliche pro-fessionelle Hilfe in Anspruch, weil er am Leben hing und es genoss. Er versuchte alles Menschenmögliche, um seinen Depressionen zu entkommen. Vergeblich. Als seine Mutter kürzlich starb, die er aufopfernd bis zum Schluss gemeinsam mit seiner Schwester gepflegt hatte, entstand ein großes Vakuum, das sich nicht mehr füllen ließ.

Die letzten Wochen verbrachte er auf Mallorca. Als ich ihn vorletzten Samstag vom Flughafen abholte, war er das blühende Leben. Er erzählte begeistert von der Mandelblüte, der warmen Frühlingssonne, von Bergtouren und von einem Segeltörn. Es schien, als stünde er wieder mitten im Leben und als ich letzten Donnerstag mit ihm telefonierte, scherzte er noch mit mir. Wenige Stunden darauf hat er uns für immer verlassen.

Pfiad di Hans und danke für die schöne Zeit mit dir.
Curly




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